Rathmannsdorf Pfarrort Kr. Bernburg
In Urkunden 1110 und 1117 wird schon das Vermächtnis eines Ehepaares Äggihardus und Adalheid Rotmarstop genannt. Aus jener Zeit könnte der Beschreibung nach die alte große Glocke gewesen sein. In der Chronik der Kirche berichtet nämlich der ehemalige Ortsgeistliche Gravenhorst:
“Im Jahre 1867 war die große Glocke gesprungen, dieselbe hatte eine eigentümliche altertümliche Gestalt, bei verhältnismäßig geringer Weite einen verhältnismäßig großen Höhendurchmesser, wodurch sie eine sehr schlanke Form bekam. Einst bei ihrem Umhängen beschäftigter Glockengießer erklärte sie für eine italienische Form aus dem 12. Jahrhundert. Sie war außer einem kleinen etwa Fingerlangem, sehr erhaben gearbeiteten Crucifixus auf der Oberseite und etlichen rundlichen Siegelmarken ohne jegliches Abzeichen, hatte aber einen sehr schönen Klang. Außerdem waren noch zwei leere Glockenstühle vorhanden, so dass also früher drei Glocken vorhanden gewesen zu sein scheinen.”
Die St. Paulus – Kirche hatte zwei Glocken in den Tönen fis und cis, beide sind auf der Vorderseite versehen mit dem Brustbild des Herrn und auf der Rückseite mit der Angabe:
Gegossen von W. Engelcke in Halberstadt 1867
- Die große Glocke, 108 cm im Durchmesser, trägt außerdem noch den Spruch:
O Land Land Land
Höre des Herrn Wort.
Jeremias 22, 29
- Die kleine Glocke, 72 cm Durchmesser, hat als Inschrift den Anfang des bekannten Liedes:
Ich singe dir mit Herz und Mund
Herr meines Lebens Lust.
Quelle: “Die Glocken im Herzogtum Anhalt” Friedrich Winfrid Schubart 1896
Juli 1882………Nachdem das neue Kirchenschiff mit Schiefer eingedeckt, der Turm wieder aufgebaut und zwei neue Glocken befestigt waren, zeigten sich nach einigen Tagen Risse im Turm. Der sofort herangeholte Baumeister Rathke kam gerade noch zur rechten Zeit, um den Turm fallen zu sehen, der am 06.Juli 1882 mit großem Getöse zusammenstürzte. Das neue Kirchendach wurde dabei mit zerschlagen. Die Glocken fielen zwar in die Tiefe, doch ein nachfolgender Balken, der sich darüber legte, schützte sie vor weiteren Schuttmassen und sie blieben heil.
Eine Glocke, die 1917 während des 1. Weltkrieges abgegeben werden musste, fand 1932 durch die Anschaffung einer neuen Ersatz. Ihr Kauf wurde durch Spenden und Sammlungen finanziert. Aber auch diese Glocke musste 1941 zur Durchführung des 2. Weltkrieges abgeben werden, um wieder als Granaten Tod und Verderben zu bringen.
2004 wurde eine 2. neue Glocke in den Turm gehängt.
Fotos: Matthias Hoffmann Osterwieck (15.04.2020)