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Der Gesundbrunnen

Rathmannsdorf erhielt um das Jahr 1700  plötzlich in weitem Umkreis einen bedeutenden Ruf. Dies lag an dem Nahe Rathmannsdorf gelegenen Wunder-, Heil – und Gesund-Brunnen.
Der damalige Gutsherr, Unterdirektor Jacob Anton Krosigk, hat an der Liethe am Hohenerxlebener Weg nach Staßfurt schon 40 Jahre früher beobachtet, dass eine Quelle zum Vorschein kam. Sie erschien immer dann, wenn die Liethe gering Wasser führte oder ganz ausgetrocknet war.
Wie Pastor Müller damals sagte, hätten wohl verschiedene Personen von dem salzigen Wasser der Quelle getrunken. Man habe dem aber nicht viel Bedeutung geschenkt, da man meinte, es sei eine wilde Ader des Staßfurter Salzbrunnens. Geschätzt wurde die Quelle aber von fremden Arbeitern, die zur Erntezeit nach Rathmannsdorf und Umgebung kamen. Sie tranken gern von dem Wasser und sollen berichtet haben, dass die Quelle eine heilsame Wirkung habe. Bei größter Krankheit und Schwäche diene sie als Arznei.
So hatte die Quelle zum Ende des 17. Jahrhunderts schon einen guten Ruf.
Im Jahre 1700 nahm der Rittmeister August Lebrecht von Krosigk, Sohn des oben genannten Unterdirektors, einen aus Worms gebürtigen Mann, Namens Johann Conrad Hyrtes, in seine Dienste. Er kannte die im Rheinland befindlichen Sauer- und Gesundbrunnen.
Der Diener trank auf seinen Jagdstreifzügen an der Liethe aus der Quelle und fand ihren Geschmack dem der heimischen Gesundbrunnen ähnlich. So kam er auf den Gedanken das Wasser zu trinken, um sich von seinen quälenden Steinbeschwerden zu befreien, mit Erfolg. Er erzählte dies seiner Dienstherrenschaft. Unterdirektor Jacob Anton von Krosigk, der dieselben Beschwerden hatte, trank nun selbst von dem Wasser und spürte Erleichterung. Nun wurde der Physiker Schröter in Staßfurt mit der Untersuchung des Wassers beauftragt um herauszufinden ob das Wasser eine heilende Wirkung hat.


Wie Pastor Müller in seinen Aufzeichnungen weiter schrieb, stellte sich inzwischen der Winter mit Frost und Schnee ein und deckte die Quelle zu. So fand in dem Jahr kein Gebrauch des Brunnens durch Fremde statt.
Pastor Müller hat in den Aufzeichnungen eine Notiz geschrieben „ Allhie ist unser Brunnen in den Ruf kommen, dass er ein heilsamer Gesundbrunnen sei und haben sich folgenden Sommer viel Menschen dabei angefunden, wie der Brunnenbericht weiset.“
Als es Frühling im Jahre 1701 wurde, hat man erfahren, dass der Physikus Schröter das Wassers der Quelle an seine Patienten austeilte. Diese gebrauchten es im Tee und ihre Beschwerden besserten sich nachdem sie tranken. Von nun an wurde der Brunnen berühmt und galt sogar als Gesundbrunnen. Weil das Wasser des Brunnens so eine gute Wirkung zeigte, haben die Herren von Krosigk angeordnet den Graben der Liethe tiefer auszuheben und einen extra Graben für den Brunnen zu fertigen, damit man trockenen Fußes zu ihm gelangen konnte. Ebenso haben sie Vorkehrungen geschaffen damit die „vornehmen Personen“ auch zum Brunnen gehen konnten.
Durch diese Maßnahmen ist nicht nur die Quelle stärker geworden, sondern es ist ihr gegenüber noch eine andere Quelle ausgebrochen. Diese war fast ebenso stark wie die erste. Daraufhin ist noch eine dritte und vierte zwischen den beiden ersten erschienen. Die zweite war salziger und die dritte und vierte süßer als die erste.
Der Ruf des Brunnens war inzwischen so gestiegen, dass Anfang Mai 1701 bereits 300 Patienten kamen um sich durch das Wasser heilen zu lassen. Wie Pastor Müller schrieb, sind sie nicht vergebens gekommen. Er berichtet von blinden Personen, die durch Gebrauch des Wassers ihr Augenlicht wieder erlangten. Auch an Gicht erkrankte und Lahme, konnten durch Einnahme des Wassers wieder ohne Problem laufen. Stummen, wurde die Sprache gegeben und weitere Leute, die mit offenen und unheilbaren Krankheiten kamen wurden geheilt. Pastor Müller nennt namentlich 73 Personen, die durch den Brunnen ihre Gesundheit wieder erlangten und Gott dafür dankten. Dann setzte er der Liste noch hinzu:
„Dieses sind also die Personen, so die beiden Schuldiener zu Rathmannsdorf und Hohenerxleben adnotiret, es sind aber solches wohl die Wenigsten von denen, die gesund worden, denn viele Personen beim Brunnen haben sich gar nicht kundgeben, noch ihre Mängel ansagen wollen, viele sind verkleidet gekommen, also dass sie in geringer Kleidung gangen als gemeine Leute und sind doch was Vornehmes gewesen, welches daraus zu erkennen, dass einer von solchen ganzer fünfzehn Thaler auf einmal in den Armenkasten gegeben, muss er also kein Gemeiner gewesen sein.

1. Viele Personen halten sich in den benachbarten Orten, als in Staßfurt, Aschersleben, Bernburg oder sonst auf den Dörfern auf, lassen dahin das Wasser bringen und kommen gar nicht bei dem Brunnen, erfährt man also hier nichts von ihnen, sondern sie lassen an ihrem Ort für sich danken.

2. Viele liegen in ihrem Vaterlande und zu Hause auf dem Siech-Bette und lassen das Wasser holen, daher alle Tage das Wasser in großer Menge abgeführt wird und siehet man auf allen Wegen Leute ab- und zugehen, die Wasser tragen oder fahren, ja vielmal ganze Wagen und Karren voll.

3. Die meisten vornehmen Leute, so den Brunnen gebrauchen, fahren täglich mit Kutschen, Chaisen, ab und zu, erfähret also keiner, wer sie sein, was für Mängel sie haben und wie weit sie Hülfe erlangen oder nicht. Es sind also weit mehr Leute, denen das Wasser des Brunnens geholfen, als aufgezeichnet wurden.

Beim Brunnen gab es im Jahre 1701 also ein reges Treiben.  Mehr als 1000 fremde Menschen fanden sich beim Brunnen ein und suchten Genesung durch das Heilwasser. Wenn sie nicht aus der Umgebung kamen oder in umliegenden Ortschaften übernachten konnten, bauten sie Hütten und schlugen Zelte in der Nähe des Brunnens auf. So entstand ein kleines Lager. Täglich reisten Menschen ab oder kamen gerade an. Natürlich gab es zu dieser Zeit auch viele Arme und Bettler, die glaubten dass die Genesenen und Reisenden etwas geben und hofften auch aus dem Spendenstock etwas zu erhalten.
Pastor Daniel Müller begann damit unter freiem Himmel bei der Quelle Gottesdienst abzuhalten. Jeden Montag hielt er dort eine Predigt. Zusätzlich hielt er täglich zwei Betstunden ab. Eine früh um sechs und eine nachmittags um vier. Deswegen geriet er mit dem Fürsten von Bernburg und Harzgerode in Streit. Diese fühlten sich gekränkt durch die eigenmächtigen Handlungen des Pastors Müller. Schließlich wurde ihm aber doch eine Ausnahme gestattet.
Das Sterberegister für 1701 führt die Namen von sieben beim Brunnen gestorbenen und in Rathmannsdorf begrabenen Patienten auf. 1701 hatte die Bedeutung des Brunnen seinen Höhepunkt, ebbte aber in den folgenden Jahren ab. 1702 fanden sich noch viele Leidende bei dem Brunnen ein. Das Sterberegister erwähnt in diesem Jahr vier Kranke, die dort begraben wurden. 1703 kamen kaum noch Menschen zu dem Brunnen und im Sterberegister wurde nur ein Mensch eingetragen, der beim Brunnen gestorben ist. Der Grund für diese schnelle Abnahme von Kranken die Heilung suchten war, dass mehrere Jahre lang das Wasser der Liethe sehr hoch stand und so das Quellwasser mit dem Liethewasser vermischt wurde. Dies nahm dem Brunnenwasser die Kraft. 1703 sind nur noch sehr wenige Eintragungen über den Brunnen im Rathmannsdorfer Kirchenbuch zu lesen.
Die Blütezeit des Brunnen währte nur kurz. In den ersten Jahren war der Andrang sehr groß, hielt jedoch in den folgenden Jahren nicht an. Es wurden zwar Vorkehrungen getroffen um den Brunnen zu sichern, um ihn herum gab es Hütten und Zelte. Ob diese aber später zu stabilen Bauten ausgebaut wurden, ist nicht überliefert. Noch für das Jahr 1707 wird ein gewisser Andreas Schierhorn als Brunnenverwalter genannt. Zuletzt im Jahr 1710 wird er als Brunnenmann erwähnt.


Wenn jemand den Brunnen suchen möchte, so muss am rechten östlichen Lietheufer gesucht werden. Er lag in einer talähnlichen Bodensenkung, etwa 2000 Schritt unterhalb der sogenannten Postbrücke, über welche die ehemalige Heerstraße von Bernburg nach Staßfurt führte, direkt an der Liethe. Mittlerweile allerdings dürfte die Liethe die Quelle bzw. den Brunnen überschwemmt haben. Die Gegend dort ist kahl und öde, nur wenige überwachsene Steine , welche von der ehemaligen Fassung des Brunnens übrig sind, deuten noch die Existenz der Quelle an. Sonst dürfte von all dem nichts mehr zu finden sein.
„So verlassen wir denn den Schauplatz eines fast meteorartig vorübergegangenen Ereignisses, welches seiner Zeit zweifelsohne die ganze Umgegend in nicht geringe Bewegung gesetzt hat und wollen nur noch schließlich erwähnen, dass auch der zwölfte Jahresbericht des Missionshilfsvereins für Hohen-Erxleben und Umgegend für 1861 des Brunnens eingehend gedenkt.“
(Texte aus den Aufschreibungen von Pastor Daniel Müller.)

Die Liethe
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